Der Mode-Discounter Kik hat in der Öffentlichkeit in etwa so einen guten Ruf wie die irische Kette Primark. Also einen schlechten.
Doch am Ende des Tages kaufen dann doch alle bei Kik ein. Das behauptet zumindest der Kik-Chef in einem Interview. Dem „Handelsblatt“ sagte Heinz Speet jetzt:
„Vertun Sie sich nicht, auch bei uns findet man den Porsche und die S-Klasse auf dem Parkplatz.“
Speet behauptet: „Es gibt einfach Sachen, für die möchte man nicht viel Geld ausgeben – und die kauft man bei uns. Wenn Sie zum Beispiel ein Marken-T-Shirt kaufen, ist die Qualität oft die gleiche wie bei Kik, nur der Preis ist um ein Vielfaches höher.” Fast alle Marken – von Luxus bis Discount – kämen oft aus den gleichen Fabriken.
Der Kik-Chef zeichnet danach auch das Bild von Kunden in Deutschland, die bei Umfragen gerne sozial erwünscht antworten und sich im Alltag doch anders verhalten. Oder anders ausgedrückt: Von deutschen Kunden, die ganz schön heuchlerisch sind.
„Die Kamera ist kaum aus, da kaufen die Kunden schon wieder beim preisgünstigsten Anbieter“
Nachhaltigkeit, super Arbeitsbedingungen in Bangladesch – das zähle für die Kunden gar nicht so viel. Dem „Handelsblatt” sagte Speet:
„Die Kunden interessiert in erster Linie der Preis, und die meisten haben dabei kein schlechtes Gewissen.“
Wenn man Kunden vor der Kamera befrage, ob sie bereit seien, für bessere Produktionsbedingungen einen höheren Preis zu zahlen, dann würden die meisten nach Ansicht des Kik-Chefs mit Ja antworten. „Aber die Kamera ist kaum aus, da kaufen sie schon wieder beim preisgünstigsten Anbieter“.
“Zwölf Millionen Menschen können sich gar nichts anderes leisten, als das Günstigste zu kaufen”
Damit will Speet nach eigener Aussage aber nicht die Moralkeule schwingen. „Ich halte es für völlig falsch, den Kunden bei der Moral zu packen und verantwortlich zu machen für das, was da passiert. Außerdem haben wir in Deutschland mehr als zwölf Millionen Menschen, die von weniger als dem Existenzminium leben müssen. Die können gar nicht anders, als das Günstige zu kaufen.“
Kik setze sich dafür ein, die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, etwa in Bangladesch zu verbessern, betonte Speet. Man habe gemeinsam mit den Behörden und Regierungen schon “viel verändert, aber das dauert eben auch einige Jahre”.
In Deutschland will Kik künftig seine Filialen aufhübschen. Sie sollen moderner werden. Chef Speet denkt etwa über kostenloses W-Lan in den Filialen nach sowie über iPad-Stationen und Sitzbänke für Rentner.
HINTERGRUND:
Kik ist mit rund 2600 Filialen der größte Textildiscounter Deutschlands. Außerdem betreibt das zur Tengelmann-Gruppe gehörende Unternehmen nach eigenen Angaben noch rund 600 Geschäfte in anderen Ländern Europas.Die erste Filialen wurde 1994 in Düsseldorf eröffnet. Seitdem hat das Unternehmen ein stürmisches Wachstum erlebt. 2013 erzielte KiK mit mehr als 22.0000 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 1,6 Milliarden Euro, ein Plus von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das langfristige Ziel ist, in Europa rund 4000 Filialen zu betreiben. (dpa)
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